Die Frage aller Fragen: Warum?

Die Entscheidung


Manche Dinge kann man nicht planen. Zum Beispiel die Entscheidung, auf Weltreise zu fahren. So etwas entsteht schon einmal nebenbei aus einem blöden Spruch irgendwo auf der E1 zwischen Lissabon und Coimbra. Quasi auf den letzten (3.000) Kilometern unserer Hochzeitsreise. "Eigentlich können wir ja gleich weiterfahren", meinte Paul da. Nach einem mehrtägigen Reifeprozess wurde aus diesem flapsigen Satz ein Idee mit mehreren Rahmenbedingungen:

  • Wohnwagen: Wir waren bereits im Sommer 2017 zwei Monate lang mit dem Wohnwagen unterwegs, damals aber noch mit anderem Zugfahrzeug, haben viel Zeit und Geld investiert, um ihn zu finden und ihn in Albufeira, Portugal eine Woche lang aufwändig neu ausgemalt.
  • Überland: Wir wollen die Reise (quasi) rein auf der Straße verbringen. Keine Flüge und keine Schifffahrten (ausgenommen Fähren). Und zwar aus mehreren Gründen: Erstens ist unsere Hündin bereits gut über zehn Jahre alt, wir möchten ihr die Strapazen einer Flugreise nicht antun, solange es vermeidbar ist. Außerdem wollen wir unser Gespann nur ungern für längere Zeit abstellen und verlassen.
  • Dauer: Wir wollen uns grob ein Jahr Zeit nehmen, die Welt (bzw. Asien) zu erkunden. Ob es dann am Ende zehn oder 14 Monate werden, macht keinen großen Unterschied. 
  • Abfahrt: Da Astrid noch das darauf folgende Semester absolvieren wollte, beginnt die Reise im Februar 2018. Außerdem sind wir so noch weit vor Beginn von Volks- bzw. Grundschule, also dem Beginn der Schulpflicht unserer Kinder zurück. Heimunterricht ist in Österreich zwar theoretisch möglich, unsere Begeisterung, die Kinder täglich 6 Stunden zu unterrichten inkl. dem Ableisten von Schularbeiten etc. hält sich aber in Grenzen.  Außerdem würden wir, wenn sie bereits länger in der Schule sind, aus einem stark etablierten sozialen Umfeld reissen. Das wollen wir nicht. 

Also hat Paul seinen Arbeitgeber ganze zwei Tage nach Ende seiner Väterkarenz darüber informiert, dass er das Unternehmen mit Jahresende verlassen möchte, um diese einmalige Gelegenheit zu nutzen.

 

Da Astrid aktuell noch in Elternzeit für unsere beiden Kinder ist, kann auch sie relativ einfach eine Auszeit nehmen. Zwei Urlaubssemester an der Uni sind jetzt auch kein massives Hindernis. 

Unsere Ziele


Warum tun wir uns das an? Was wollen wir damit bewirken? Wem etwas beweisen? Und warum ziehen wir unsere Kinder mit rein?Auch wenn wir oft Begeisterung (ab und an mit einer Prise Neid) erfahren, werden wir in häufig mit solchen Fragen bombardiert. Wir haben also eine gewisse Übung darin, sie zu beantworten.

  1. Wir möchten uns mit dieser Reise einen Traum erfüllen. Seit wir zusammen sind, sprechen wir davon, einmal eine Auszeit zu nehmen, um die Welt zu sehen, neue Menschen, Kulturen und Orte kennen zu lernen und uns so weiter zu entwickeln bzw. unseren Horizont zu erweitern.
  2. Wir möchten nicht darauf warten, dass unsere Kinder fertig sind mit der Schule. Das ist eine Wette gegen die Zeit. Und empirisch betrachtet gewinnt dabei oft die Zeit. Sollten jedoch wir als Sieger hervorgehen und in 20 Jahren erneut reisen können, brechen wir einfach wieder auf.
  3. Wir möchten die intensivst-mögliche Zeit als Familie verbringen. Dass unsere Kinder wohnwagentauglich sind, haben sie bewiesen. Dass ihnen dieser Lebensstil Spaß macht, ebenso. Und dass wir Routen, Abläufe, etc. entsprechend anpassen, ist selbstverständlich. Diese Zeit ist einmalig und davon werden wir als Individuen, Paar und Familie unser Leben lang zehren, auch wenn die Kinder für konkrete Erinnerungen noch zu klein sind. 
  4. Auch unser Hund ist Teil unserer Familie und soll uns begleiten. Sie ist zwar schon etwas älter, hat aber auf unserer Hochzeitsreise eindrucksvoll bewiesen, dass sie dabei sein kann, will und es genießt. 
  5. Wir verpassen daheim exakt nichts. Im Büro sitzen werden wir in den folgenden Jahrzehnten noch genug. Und arbeiten müssen wir so oder so voraussichtlich bis mindestens 70 um die dann zu erwartenden € 150,- Pension pro Monat zu erhalten. Es besteht also kein Grund zur Eile. Natürlich werden wir Freunde und Familie vermissen, aber Dank E-mail, Skype etc und gelegentlichen Besuchen werden wir soweit möglich Abhilfe schaffen.
  6. Wir wollen mit dieser Reise ein Abenteuer erleben, neue Dinge lernen, Probleme lösen, von denen wir bislang noch garnicht wussten, dass es sie gibt und die uns gleichzeitig zeigen, wie irrelevant unsere aktuellen täglichen Probleme eigentlich sind.

Eine andere häufige Reaktion lässt sich darauf herunter brechen, dass Mut und Dummheit oft nahe beieinander liegen. Unseres Erachtens nach trifft allerdings keine der beiden Eigenschaften auf uns zu. Erstens sind wir nicht mutig. Einen Job zu kündigen erfordert keinen Mut (außer, man befürchtet, dass man danach keine andere Anstellung mehr findet und das Einkommen lebensnotwendig ist). Die Komfortzone zu verlassen, vielleicht schon etwas eher. Trotzdem ist es für uns weniger mutig denn konsequent. Und dumm wäre es nur, wenn wir blauäugig an das Thema herangehen würden. Stunden und Aberstunden an intensiver Vorbereitung, ein 100-seitiges Dokument mit relevanten Länderinfos, Notfallnummern, Versicherungen, Umbauten am Wohnwagen und umfangreiche Ausstattung sowie mehrfache Routenanpassungen sprechen dagegen.